#1 Perspektivwechsel und Deep Listening
06.10.2024 10 min
Zusammenfassung & Show Notes
Die Podcast-Episode folgt der Moderatorin Elsbeth Horbaty auf ihrer Suche nach Menschen, die neue Wege gehen und Hoffnung schaffen. Beginnend in Leipzig, reflektiert sie über die Friedensbewegung in der DDR und betont die Bedeutung des Nichtwissens und der Offenheit für Veränderungen. Durch die Anwendung von Deep Listening versucht sie, neue Fakten und emotionale Ebenen in Gesprächen zu entdecken. Elsbeth teilt Erinnerungen an historische Momente, in denen kleine Aktionen zu großen Bewegungen führten, und lädt die Zuhörer ein, sie auf ihrer Entdeckungsreise zu begleiten, die möglicherweise nach Mexiko oder Brasilien führen könnte. Sie ermutigt die Zuhörer, Geschichten und Ideen beizutragen, um gemeinsam nach Lichtspuren zu suchen, die Dunkelheit aufhalten könnten.
Transkript
Musik
Guten Tag, ich bin Elsbeth Horbati, in diesen Tagen 70 geworden.
Eine Augenkrankheit lässt meine Sicht verblassen.
Ich könnte mich zurückziehen und abwarten,
wie die Dunkelheit zunimmt,
in meinen Augen und auch auf dieser Welt um mich herum.
Doch ich weigere mich.
Stattdessen habe ich mich entschieden,
mich auf die Suche nach Menschen zu machen,
die den Mut haben, neue Wege zu gehen.
Nach Gemeinschaften, welche Hoffnung schaffen,
nach kleinen Bewegungen, die Grosses bewirken können.
Begleitet von Erinnerungen an meine Jahre
als Journalistin und Beobachterin der Welt
lade ich dich ein, mit mir auf diese Reise zu gehen.
Musik
Musik
Jeden zweiten Montagabend teile ich mit dir Geschichten,
die eine Spur von Licht oder eben Traces of Life erscheinen lassen.
Und vielleicht hast auch du eine Geschichte,
die Hoffnung und Mut macht.
Ich lade dich ein, dies mit mir zu teilen.
Lass uns gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen.
In dieser ersten Episode erzähle ich,
wie ich mit der Suche angefangen habe.
Ich komme aus Wintertour in der Schweiz
und fange meine Reise im September 2024 in Leipzig an.
In Leipzig, weil auch dort nur ein paar Menschen
eine grosse Bewegung ausgelöst haben.
Seit 1981 versammelten sich jeweils montagsabend
in der Nikolaikirche verschiedene Menschen zu Friedenssitzungen.
Die Friedens- und Umweltbewegung der DDR
ist unter anderem aus dieser Gruppe entstanden.
Im Oktober 1989 forderten sie Meinungsfreiheit,
politische Mitsprache und ein Ende der SED-Herrschaft.
Ein kleines Fenster in der Geschichte ermöglichte es,
dass die Demonstrationen nicht mit Gewalt niedergeschlagen wurden
und dass die sowjetischen Streitkräfte in ihren Kasernen blieben.
Eine friedliche Wende wurde möglich.
In den letzten Wochen haben Wahlen
in den Bundesländern Ostdeutschlands stattgefunden.
Fast überall hat die Rechtsaußenpartei AfD,
einige sagen sogar Rechtsradikale Partei,
um die 30 Prozent der Stimmen erhalten.
Es könnte als ein Zeichen gesehen werden,
dass der Rechtspopulismus in Deutschland auf dem Vormarsch ist.
Genau in diesem Leipzig möchte ich anfangen,
mich auf die Suche nach Lichtspuren zu machen.
Hier, wo das Durchschnittsalter 42 ist,
wo sich die Künstler aus Berlin und weiss woher treffen,
weil es dort zu teuer geworden ist,
entsteht hier etwas Neues.
Wie gehe ich vor auf meiner Suche?
Ich versuche, kleine Bewegungen zu finden,
die vielleicht zu Veränderungen führen könnten,
vielleicht auch nicht.
Ich versuche, die Haltung des Nichtwissens einzunehmen.
Nichtwissens ist das,
was ich in meiner Suche finde.
Ich versuche, die Haltung des Nichtwissens einzunehmen.
Ich versuche, die Haltung des Nichtwissens einzunehmen.
Nichtwissen heisst in diesem Fall nicht,
etwas nicht zu wissen,
sondern für die Möglichkeiten offen zu sein
und keine vorher eingenommene Meinung zu haben.
Ich lade dich ein, mit mir dies zu erforschen.
Ich habe mich in einer kleinen Wohnung im Südwesten in Leipzig
als WG-Partnerin eingemietet,
im vierten Stoch unter dem Dach,
liebevoll eingerichtet von einer Yoga-Lehrerin.
In den letzten zwei Wochen
habe ich mit unzähligen Menschen gesprochen,
auf der Bahn, auf der Strasse,
beim Wandern durch die schönen Parks hier in Leipzig,
mit älteren Männern, die sich in Cafés treffen und glücklich sind,
gemeinsam über Gott und die Welt zu diskutieren.
Sie nennen mir Namen von einigen Lokalen hier in Leipzig,
wo ich eventuell Lichtspuren finden könnte.
Ich rede mit zwei jungen Frauen in der Bahn,
welche mich in die Hip-Hop-Szene im Osten von Leipzig eingeladen haben.
Ich treffe mich mit spannenden Frauen aus der Friedensbewegung,
die mir von ihrer langen Arbeit in der Seelsorge erzählen.
Nächste Woche mache ich ein Interview mit Leuten aus einem Mietsyndikat,
neuen Wohnformen, die im Süden von Leipzig entsteht.
Auf welche Art arbeite ich?
Da meine Augen geschwächt sind,
will ich mich vor allem aufs Zuhören konzentrieren.
Ich versuche, die Technik des Deep Listening anzuwenden,
die ich vor vielen Jahren von Otto Scharmer gelernt habe.
Beim Deep Listening geht es darum,
anderen Menschen nicht oberflächlich zuzuhören
oder nach Dingen zu suchen, welche unsere Überzeugung bestätigen.
Ich versuche aufmerksam zuzuhören, um neue Fakten zu erfahren,
aber auch um die emotionale Ebene des Gesprächs zu finden.
Ich versuche, Emotionen und Perspektiven zu erkennen,
die zu einem tieferen Verständnis mit dem Gegenüber führen kann.
Erinnerungen
Gleichzeitig habe ich jedoch mit meinen 70 Jahren
auch die wunderbare Möglichkeit,
auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen zu können.
In diesem Podcast werde ich versuchen,
jeweils etwas aus meinen Erinnerungen mit einfliessen zu lassen.
Wo habe ich in meiner Vergangenheit Neues entdeckt, zugeschaut,
miterleben dürfen, wo sich die Geschichte verändert hat?
Das ist das Privileg des Älterwerdens,
sich an Dinge zu erinnern, aus denen man Hoffnung schöpfen kann.
Wir kennen aus der Geschichte Momente,
wo eine kleine Aktion von einer Person zu grossen Bewegungen geführt hat.
Ich denke hier an Rosa Parks,
die 1955 sich in Alabama weigerte,
ihren Sitzplatz im Bus für einen weissen Passagier zu geben.
Diese Aktion führte zu ihrer Verhaftung,
löste jedoch den Montgomery-Bus-Boykott aus,
eine zentrale Kampagne in der Bürgerrechtsbewegung der USA.
Ich hatte das Glück, dabei zu sein,
wie in Nicaragua in den 70er Jahren
etwa 200 Personen eine Bewegung gegen die Diktatur von Anastasia Somoza initiierten
und dann in nur drei Jahren von Tausenden mitgetragen wurde
und so zur Revolution 1979 führte.
Niemand hätte das vorausgesehen.
Ich lade dich ein, mit mir zu reisen.
Voraussichtlich werde ich ein paar Monate hier in Leipzig sein.
Es ist noch offen, wo meine Reise hinführt.
Vielleicht nach Mexiko, um neue Entdeckungen der ganzheitlichen Heilung zu finden
oder nach Brasilien, um in den Favelas neue Gesellschaftsordnungen kennenzulernen.
Welche die ganze Welt beeinflussen könnten.
Oder vielleicht bleibe ich dann wieder in meiner Wohnung in Winterthur
und interviewe die Menschen online.
Es ist ein schönes Gefühl, alles offen zu haben
und dabei auf eine Altersrente aus der Schweiz zählen zu können.
Was bin ich dankbar dafür.
Höre jeweils meinen Podcast,
am Montagabend.
Vielleicht hast du Geschichten, welche ich hier aufgreifen könnte.
Bitte schreibe mir unter den Kommentaren und mache mit.
Wo entsteht etwas Neues?
Nimm Kontakt mit mir auf und ich kann dich interviewen.
So machen wir uns gemeinsam auf der Suche nach Lichtspuren,
die die schleichende Dunkelheit dieser Welt und in meinem Leben
und in meinen Augen aufhalten könnten.
Untertitel der Amara.org-Community