#19 Vom Stillwerden zum Neubeginn: Wie Mut wieder langsam wächst“
20.10.2025 6 min
Zusammenfassung & Show Notes
Nach einer stillen Pause kehrt Elsbeth Horbaty mit einer neuen, nachdenklichen Folge von Traces of Light zurück. Sie erzählt vom Ankommen in Winterthur, von der Schwere der letzten Monate – und davon, wie ein Buch ihr half, den Blick wieder auf das Gute zu richten: „Im Grunde gut – Eine neue Geschichte der Menschheit“ von Rutger Bregman.
Bregman stellt die radikale These auf, dass der Mensch im Kern gut ist – und dass Kooperation, Vertrauen und Empathie unsere eigentlichen Triebkräfte sind. Diese Idee bringt Elsbeth dazu, neu nach jenen „Spuren des Lichts“ zu suchen: nach Menschen, die Hoffnung schenken, und nach Gesten, die zeigen, dass Menschlichkeit überall aufblitzt – selbst in dunklen Zeiten.
Sie erzählt von ihrer Freundin Melissa aus den USA, die gemeinsam mit anderen online Menschen in Krisengebieten unterstützt. Für Elsbeth wird Melissa zu einem Glühwürmchen – einem leisen Licht, das zeigt: Hoffnung verlischt nie ganz.
Rutger Bregman: Im Grunde gut – Eine neue Geschichte der Menschheit
(Originaltitel: Humankind – A Hopeful History)
(Originaltitel: Humankind – A Hopeful History)
Zitat aus der Folge
„Vielleicht braucht es heute nicht die großen, lauten Lichter – sondern viele kleine, die gemeinsam leuchten.“
Transkript
Willkommen bei Traces of Light. Elsbeth Horbaty nimmt dich mit auf die Suche nach Menschen und Gemeinschaften, die in diesen schwierigen Zeiten Mut machen. Das Akkordeon am Bahnhof Winterthur tönt wie immer, aber diesmal scheint alles etwas anders. Seit mehr als zwei Monaten habe ich keinen Podcast mehr veröffentlicht. Ich weiss nicht genau, was es war, aber das Ankommen in Winterthur war diesmal schwerer als sonst. Sicher dauert es immer etwas, bis man sich nach längerer Abwesenheit wieder an den hektischen Rhythmus des Schweizer Alltags, an die genaue Pünktlichkeit, die hohen Preise und an die soziale Kühle gewöhnt hat.
All das und die anhaltenden internationalen Krisen haben mich zuerst einmal stillgemacht. Ich musste mich sammeln, bevor ich mich wieder neu aufgemacht habe, um die mutigen und die Hoffnungsträger dieser Welt zu betrachten und über sie zu berichten. Dann fiel mir ein Buch in die Hände und die Inspiration war wieder da. „Im Grunde gut“, heisst dieses Buch – eine neue Geschichte der Menschheit von Rutger Bregman. Worum geht es hier? Bregman stellt eine radikale These in den Raum. Er sagt: Der Mensch ist im Grunde gut. Nicht die Konkurrenz, nicht die Brutalität hat die Menschheit durch die Jahrtausende getragen, sondern Empathie, Kooperation, Hilfsbereitschaft.
Er entlarvt viele der Geschichten, die uns glauben machen wollten, dass der Mensch im Kern schlecht ist – wie zum Beispiel das Stanford-Prison-Experiment oder das Buch „Herr der Fliegen“. Vieles davon sei inszeniert, übertrieben oder schlicht nicht wahr. Die Wahrheit, die er durch viele Studien belegt, zeigt laut ihm: In Krisen handeln Menschen meist solidarisch. Zum Beispiel nach 9/11, nach dem Hurrikan Katrina oder bei Bergkatastrophen – immer wieder helfen sich Menschen gegenseitig.
Bregman sagt, das Problem ist nicht der Mensch, sondern die aufgebauten Strukturen, die Misstrauen säen und Macht missbrauchen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Menschen schlecht sind, bauen wir harte, kontrollierende Systeme. Wenn wir aber darauf vertrauen, dass Menschen gut sind, können Vertrauen und Kooperation wachsen. Wenn wir davon ausgehen, dass Menschen grundsätzlich gut sind, sollten wir Politik, Wissenschaft und Bildungssysteme so gestalten, dass sie Vertrauen, Kooperation und Selbstverantwortung ermöglichen. Bregman zeigt Beispiele auf – wie Genossenschaften, partizipative Demokratie oder sogar ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Diese Botschaft hat mir geholfen, meinen Blick wieder darauf zu richten, wo Lichtspuren zu sehen sind. Und dann kam sogar eine Nachricht von meiner Freundin Melissa aus den USA. Sie erzählte mir, dass sie und andere Freunde per Internet mit wöchentlichen Gesprächen Menschen unterstützen, die im Dunkeln stehen – in den USA, in der Ukraine, in Gaza. Und da fragte sie mich auch, ob ich nicht durch meine freiwillige Coachingarbeit solche Menschen unterstützen könnte. Für mich ist Melissa wie ein Glühwürmchen – ein kleines Licht, das still im Dunkeln zeigt, dass Hoffnung nie ganz erlischt.
Dieses sanfte Licht von Glühwürmchen erinnert mich an jene tropischen Nächte in Nicaragua, wo über unserem Rasen spät in der Nacht Glühwürmchen schwebten. Es sind hunderte von kleinen Lichtern, zart und still. Und ich überlege mir, dass es heute vielleicht genau das braucht: viele kleine Lichter – nicht extrem stark oder laut, nicht unverwundbar, nicht mal immer sichtbar, aber fähig, in der Dunkelheit ein bisschen zu leuchten. Manchmal nur kurz, und dann doch so, dass es reicht, um einander den Weg zu zeigen. Jede Spur von Licht zählt, jede Begegnung, jede Geste.
Glühwürmchen hört man nicht, aber meist sehen wir sie, wenn alles dunkel ist, während die Grillen ein leises Summen in der Nacht erzeugen. Das war Traces of Light – ein Podcast von Elsbeth Horbaty, die auf der Suche nach Menschen und Gemeinschaften ist, welche in diesen schwierigen Zeiten Mut machen.