Traces of light

Elsbeth Horbaty
Since 10/2024 20 Episoden

#20 Gewalt gegen Frauen: Wenn Theater das Schweigen bricht

01.12.2025 24 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Episode von Traces of Light spricht Elsbeth Horbaty mit Martin Hahnemann, dem künstlerischen Leiter des Theater Reactor Basel. Seit über 15 Jahren arbeitet er mit dem interaktiven Forumtheaterstück „Gwaltüberraschig“, das Gewalt in Beziehungen sichtbar macht – und dem Publikum Raum gibt, Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren. Eine Episode im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, die Mut macht hinzuschauen und zu handeln.


In dieser besonderen Episode von Traces of Light widmet sich Elsbeth Horbaty einem Thema, das weltweit Millionen Menschen betrifft: Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Anlass sind die jährlich stattfindenden 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, die von 25. November bis 10. Dezember international ein starkes Zeichen setzen.

Elsbeth trifft Martin Hahnemann, künstlerischer Leiter des Theater Reactor Basel, den sie bei einer Veranstaltung der DEZA kennengelernt hat. Gemeinsam mit dem Theater Kuckuck arbeitet er daran, Prävention von sexueller Gewalt und Missbrauch durch künstlerische Methoden in die Entwicklungszusammenarbeit zu tragen.

Zentral in dieser Folge:

Das Forumtheaterstück „Gwaltüberraschig
Seit über 15 Jahren zeigt das Stück, wie Gewalt in Beziehungen oft unbemerkt beginnt – mit subtilen Bemerkungen, Kontrollverhalten und ersten Übergriffen. Das Publikum wird aktiv eingebunden und kann Situationen stoppen, verändern und neue Lösungswege testen. So entsteht ein sicherer Raum, um zu lernen, zu verstehen und das Schweigen zu brechen.

Themen der Episode:

  • Warum Theater Räume schafft, die digitale Medien nicht ersetzen können
  • Warum Humor und Ernst nebeneinander bestehen dürfen
  • Wie das Erkennen von ersten Warnsignalen funktioniert
  • Was wir tun können, wenn wir Gewalt vermuten – auch ohne Gewissheit
  • Warum Prävention unverzichtbar ist, aber oft nicht finanziert wird
  • Welche Herausforderungen Projekte wie „Gwaltüberraschig“ haben
Elsbeth bringt zudem ihre eigene Erfahrung aus der Entwicklungszusammenarbeit und Präventionsarbeit ein und zeigt, warum genau hier so viel Potenzial liegt.

Zum Schluss richtet sie eine Frage an alle Hörerinnen und Hörer:
 Was würden Sie tun, wenn Sie Gewalt sehen – oder auch nur vermuten?

Eine bewegende Episode, die informiert, berührt und Mut macht, hinzuschauen.

Links zur Sendung

www.Reactor.ch

 


Transkript

Willkommen bei Traces of Light. Elsbeth Horbaty nimmt dich mit auf die Suche nach Menschen und Gemeinschaften, die in diesen schwierigen Zeiten Mut machen. Willkommen zur zwanzigsten Episode von Traces of Light, meinem Podcast über Spuren von Mut, Wandel und Hoffnung. Diese Episode möchte ich einem Thema widmen, das weltweit Millionen Menschen betrifft, aber oft im Verborgenen bleibt, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Vom 25. November bis zum 10. Dezember findet jedes Jahr international 16 Tage gegen Gewalt an Frauen statt. Diese Zeit setzt ein deutliches Zeichen. Hinschauen, verstehen, handeln. Weltweit machen Aktionen und künstlerische Beiträge auf die Gewalt an Frauen aufmerksam. Auch in der Schweiz und in Deutschland stehen in diesen Tagen vielfältige Hilfs- und Beratungsangebote im Mittelpunkt. Mit grossen Plakaten sieht man an den Bahnhöfen Adressen, Unterstützung für alle, die es brauchen, auch anonym und rund um die Uhr. Heute besuchen wir dieses Thema aus einer besonderen Perspektive, die Kunst und das Theater. Ich spreche mit Martin Hahnemann, künstlerischer Leiter des Theater Reaktor Basel. Ich habe ihn am Montag in Bern bei der DEZA kennengelernt. Dort präsentierte er zusammen mit dem Theater Kuckuck verschiedene Möglichkeiten, wie das Thema Prävention gegen sexueller Missbrauch in der Entwicklungszusammenarbeit durch Kunst und Theater angegeben werden kann. Es war ein interaktives Theater, bei dem die Zuschauer in die Diskussion miteinbezogen werden. Ich sass hinten, wurde dann aber aufgefordert, in die erste Reihe zu sitzen und wie befürchtet auch aufgefordert, in einer Szene mitzumachen. Das bewegt. Ich selbst habe viele solche Themen in meiner Arbeit, in der Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika mitbekommen und auch darüber berichtet. Ich bin heute zuständig für die Prävention gegen sexuelle Belästigung und Ausbeutung bei einer Schweizer NGO. Ich habe mich mit Martin Hahnemann unterhalten, um mehr darüber zu erfahren, wie ein interaktives Theater dieses Thema durch künstlerische Prozesse vielleicht mehr Möglichkeiten gibt, das Unsagbare auszudrücken und gleichzeitig Lärmprozesse zu diesen Themen zu fördern. Martin Hahnemann macht mit dem Theater Reaktor in Basel seit 15 Jahren ein interaktives Theaterstück mit dem Titel «Gwaltüberraschig», also «Gewaltüberraschung». Ich wollte von ihm wissen, wie das entstanden ist und welche Ziele sie mit diesem Theater verfolgen. Das Stück «Gwaltüberraschig» spielen wir schon seit 15 oder länger Jahren. Das haben wir unter der Leitung von Ruth Wittmer entwickelt, die damals die Theaterfalle geleitet hat, und wir führen das weiter. Und wir würden das sehr gerne viel öfter spielen, weil wir glauben, dass das ein sehr, sehr gutes Stück ist für dieses Thema. Und wieso denkst du denn, dass Theater einen Raum öffnen kann, um diese Diskussion zu vertiefen oder mehr noch unter die Leute zu bringen? Dieses Thema ist ja meistens oft mit Scham, mit Nichtreden behauptet. Und was öffnet denn hier das Theater? Speziell bei Gwaltüberraschung, wo es um Gewalt in der Beziehung, um Gewalt an Frauen geht. Ich habe die Erfahrung gemacht oder wir haben die Erfahrung gemacht, dass das gemeinschaftliche Erlebnis in einem Raum zu sein mit 70 anderen TeilnehmerInnen und der Theater -Truppe, in dem man gemeinsam ein sinnliches, lustvolles, humorvolles, auch dramatisches Stück sieht, was direkt mit der eigenen Realität zu tun hat, ein ungeheurer spannender Vorgang ist, in dem man auch, im Gegensatz zu digitalen Medien, das Live -Erlebnis hat, das sehr sinnlich ist und im selben Raum zu sein mit 60, 70 anderen, die ebenfalls mit diesem Thema irgendwie unterwegs sind, schafft ein Erlebnis von Gemeinschaft, von Gemeinsamkeiten. Deswegen heißt es auch Forumtheater. Forumtheater heißt das unter anderem deswegen, weil es ein Forum für den Austausch und die Auseinandersetzung mit dem Thema bietet. Also ein Austausch von Mensch zu Mensch, die da drin sitzen, die sagen, ah, du hast auch ein Problem oder ein Thema. in der Beziehung, oder hattest, oder kennst hast einen Freund, der ein Gewaltproblem hat. Ich bin da nicht allein damit, sondern alle haben irgendwie etwas damit am Hut. Und dann gibt es so die Erfahrung von einem gemeinschaftlichen Erlebnis, dieser Live -Moment, den Theater bietet. Der ist einmalig. Und seid ihr da manchmal nicht auf einer Kritik ausgesetzt, dass die Leute sagen, das ist ein ernstes Thema, das gehört nicht, dass man darüber lacht oder im Theater darstellt? Ja, nein, das haben wir nicht. Wir bearbeiten oder haben seit vielen Jahren viele verschiedene sensible Themen in unseren Stücken, wie zum Beispiel Zivilcourage im Fall von Mobbing oder Gewalt unter Jungs oder Verhaltenssüchte wie zum Beispiel Kaufsucht oder wir haben ein Stück, das heißt Letzte Schritte, da geht es ums Altsein, ums Altwerden und ums Sterben. Wenn dann unsere Hauptfigur im Letzte Schritte, Elsa Elsena, mit 91 findet, so hat sie genug gelebt, sie möchte jetzt sterben, dann wird das nicht lustig, dann lachen wir nicht darüber. Es gibt Momente im Stück, die sind humorvoll, die öffnen auch die Herzen, der Humor öffnet die Herzen. Das darf man nicht vergessen, aber wenn es wirklich um einen Moment geht, der schlimm ist, wo sich auch Menschen mit identifizieren können und wiedererkennen können, wie wenn eine Ohrfeige fällt zum Beispiel, wenn eine Freundin seine Freundin ohrfeigt auf einer Geburtstagsfeier, dann wird da nicht drüber gelacht und deswegen haben wir eigentlich eher die Rückmeldung, dass der Humor, von dem unsere Stücke durchs Wirkt sind, eher gut tut, bei so einem ernsten, schweren Thema, was wir verhandeln. Magst du mir ein Beispiel geben, wie zum Beispiel eben an dem Thema Gewalt, das fängt ja oft langsam an in einer Beziehung. Und wie das dann plötzlich eben, vielleicht mit einer Ohrfeige, wie du sagst, und dann plötzlich wird es Gewalt. Kannst du mir das ein bisschen mal plastisch erzählen, wie ihr das macht? Ja, wir erzählen die Geschichte von sechs Freunden, die einen von den sechs Freunden zu seinem Geburtstag mit einer kleinen Party überraschen. Die waren vorher beide Parteien, also die Frauen waren zusammen beim Fitness und die Männer haben zusammen Fußball gespielt. Und nachher treffen sie sich bei einem von den Männern zum Geburtstag, zum Überraschungsgeburtstagsfest. Und im Laufe dieses Festes... gibt es Themen, die das Paar um das es geht, also bei dem zu Hause dieses Stück spielt, diese Geschichte spielt, da merkt man, die haben sehr viel Stress, die haben finanziellen Druck und der sympathische junge Mann, der nicht mehr ganz jung, mit seiner Freundin auch kommt, der packt seine Freundin plötzlich mal am Nacken, aber keiner merkt das, dann macht er komische Bemerkungen und die werden nicht wirklich nachverfolgt oder die werden ignoriert und irgendwann fällt eine Urfeige, wenn dieser Mensch unter Stress kommt. Wir verhandeln dann vor allen Dingen im Forum -Teil als Allererstes eben dieses Thema, was kann ich machen, wenn ich nur einen Verdacht habe, wenn ich nicht Zeuge war von einer Gewalttat, wenn ich das nicht weiß oder mir das keiner erzählt hat, sondern ich habe nur den Verdacht, was kann ich machen. Und das ist etwas, wenn ich mich in so einer Grauzone befinde, da merken wir, das treibt das Publikum um, da hat schon fast alle mal eine Situation erlebt, wo sie dachten, hä, das ist aber komisch, wie der sich verhält, ja, also das ist ja echt, ist da was, läuft da was, haben die ein Problem miteinander, eventuell ein Gewaltproblem. Also plastisch kann ich dir das insofern... verdeutlichen, dass der Frank und die Beate, das sind das Paar, die von Gewalt betroffen sind, dass die Beate nicht über dieses Thema reden kann und immer nervöser wird und lauter wird und der Frank hat keine andere Möglichkeit außer mit körperlicher, mit zurückziehen oder mit packen und dann am Schluss mit schlagen der Situation Herr zu werden. Das ist ja das Thema bei Gewalttätern ist, dass sie schlagen zu, wenn sie sich ohnmächtig fühlen, wenn sie die Kontrolle verloren haben, um die Kontrolle wieder zu gewinnen, schlagen sie zu und Wir erleben den Frank in der Situation, wo er die Kontrolle zu verlieren glaubt und das so erlebt und dann schlägt er seine Freundin und alle anderen kriegen es mit. Und im Lauf des Forumtheaters haben wir nicht nur das Thema Verdacht, sondern wir haben vor allen Dingen am Schluss auch, wenn ich weiß, dass jemand aus meinem allernächsten Umfeld ein Gewaltproblem hat, was mache ich dann? Und was mache ich dann? Was gibt es für Stellen, kann ich Opferhilfe, Männerbüro, Männerhilfe, was auch immer, Polizei? Was kann ich tun? Was habe ich für Optionen? Super. Und was du am Anfang besprochen hast, der Verdacht, ich glaube dort ist ja der erste Schritt. Was hört ihr denn vom Publikum oder was sagt ihr dem Publikum, was man machen kann? wenn man Verdacht hat. Das ist unterschiedlich. Also wir haben auch unterschiedliche Erfahrungen im Publikum. Aber wir empfehlen immer, es zu enttabuisieren. Also durch ein vertrauliches Gespräch einfach mal fragen, geht es dir gut? Und zwar auf eine sehr verbindliche Art, also nicht auf eine unverbindliche Art. Man kann ja sehr unverbindlich fragen, na wie geht es? Man kann sehr verbindlich fragen, sag mal Beate, geht es dir eigentlich gut? Ich habe irgendwie das Gefühl, bei dir stimmt was nicht. Das muss dann eine Frau sein oder ein Mann sein, mit der diese Person in einem sehr vertrauensvollen Verhältnis steht. Sodass man davon ausgehen kann, die würde sich jetzt öffnen. Und die würde sagen, nein. Nee, es geht mir nicht gut. Und in der Frauenumkleide gibt es dann auch eine Situation, die Beate hat, nein, die andere Figur hat blaue Flecken am Oberarm. Okay. Und ja, aber an der Außenseite und an der Innenseite vom Oberarm. Und sie sagt dann, ja, ich habe mich gestoßen. Ja, aber da hast du ja innen keinen blauen Fleck, wenn du dich irgendwo gestoßen hast. Ja, also das geht dann darum, wirklich nachzufragen, verbindlich nachzufragen. Und wir erzählen in der Geschichte, dass das dann wieder fallen gelassen wird. Und dann geht es weiter und man geht zur Tagesordnung über. Und da regen sich dann schon die ersten auf. Die wollen dann, dass da wirklich nachgefragt wird. Weil das Forumtheater ist ja die Möglichkeit, sich einzubringen und den Figuren der Geschichte, den Personen, die in der Geschichte spielen, Hinweise zu geben, ihr Verhalten zu ändern und die Geschichte in eine andere Richtung zu lenken, so wie du das auch schon erlebt hast als Zuschauerin, als Teilnehmerin im Forumtheater. Da gibt es dann, eben das Forumtheater gibt die Möglichkeit, Lösungsmöglichkeiten auszuprobieren, ohne die Garantie, dass das richtig oder falsch ist, auch ohne die Bewertung, dass das richtig oder falsch wäre, sondern einfach Handlungskompetenz zu vermitteln, indem man sagt, komm, dann probieren wir das doch mal aus und wir Schauspieler sind speziell geschult im Improvisierten, also in der Improvisation im Forumtheater, dass wir uns ganz in die Idee von der Person stellen, die diesen Vorschlag gemacht hat und zeigen. Wenn ich Stopp rufe und ich bringe mich ein, dann geht die Geschichte in eine andere Richtung. Das heißt, ich habe eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und die Möglichkeit, sich involvieren zu lassen, indem man auf die Bühne geht oder in Kontakt kommt mit der Figur, in dem Stück, also auch emotional involviert zu sein, das vermittelt Handlungskompetenz für den Alltag oder für die Realität, für draußen, für die Wirklichkeit. Ja, ich habe dann schon gemerkt, dass der Frank ganz schön ungehalten wird und wegläuft. Und dann muss ich halt hinterherlaufen, hey, ich will dich jetzt stellen, ich will das jetzt thematisieren, ich will dich konfrontieren und das kann man ausprobieren. Man darf auch, wenn man merkt, das war eigentlich gar nicht so, wie ich das wollte, darf man es auch nochmal probieren. Und da sind die Leute sehr dankbar und merken, okay, ich kann wirklich was bewirken. Und wo spielt ihr sozusagen dieses Stück? Dieses Stück spielen wir zurzeit nicht, weil wir keine Auftraggeber haben zurzeit. Wir könnten das eigentlich in der großen bundesweiten Haltgewaltkampagne spielen, aber das hat man nicht gemerkt, dass es uns gibt. Weil ich glaube, oder man hat uns nicht berücksichtigt, wie gesagt, wir spielen jetzt ja schon 15 Jahre und wir haben immer die Rückmeldung bekommen, wie wertvoll das Stück ist und wie besonders die Methode ist. Aber es kostet halt ein bisschen was. Also wir bräuchten eigentlich 80.000 Franken, um das zehnmal im Jahr zu spielen. Wir haben das im Zusammenarbeit mit Frauenhäusern, mit der Opferhilfe, mit Männerbüros gespielt und auch immer innerhalb der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Und man muss einfach auf unsere Homepage reactor.ch schauen, dort würde man dann jeweils, man könnte sich zum Newsletter anmelden, oder man kann dort immer schauen, ob wir es wo spielen. Zur Zeit steht es nicht auf dem Spielplan, aber wir würden das sehr gerne spielen, weil wir glauben, Gwaltsüberraschig ist das Theaterstück, das Forum Theaterstück die Veranstaltung zu diesem Thema in der Deutschschweiz. Es gibt nichts Vergleichbares, was dem das Wasser reichen könnte, also jetzt ohne angeben zu wollen, aber das ist das, was wir als Rückmeldung bekommen, gerade auch von Leuten, von Männerberatern und Opferhilfern. Ja, dann seid ihr auch ein bisschen ein Opfer von diesen ganzen Sparprogrammen, die jetzt überhaupt immer mehr die Frauen anziehen. Ja, und was ich jetzt auch verstanden habe, ist, dass in dem Gesetz zu diesem Thema sich das Gelder zu sprechen für dieses Thema, die Prävention nicht berücksichtigt ist, sondern nur, wenn es dann schon passiert ist. Das ist schon unglaublich. Ich arbeite ja in der Entwicklungszusammenarbeit genau in dem Thema PSEA, also Prevention Against Sexual Harassment. Und genau dort haben wir festgestellt, dass wir eigentlich nur, was wir wirklich machen können, ist Prävention. Alles andere ist ganz schwierig. In einer Organisation oder in einer Institution ist vor allem Prävention da, wo wir etwas verhindern können. Ja, das ist ja erfahrungsgemäß auch die günstige Variante, also Präventivmaßnahmen sind in der Regel nicht so teuer, als wenn man es dann nachher, aber ich meine, es wird immer, es wird immer auch das geben, dass man Frauen helfen muss und sie beschützen muss und es wird immer auch Männer geben, die ein Gewaltproblem haben und dann sagen, hey, ich will eine Therapie machen, weil ich habe meine Liebste verloren und ich will die wieder gewinnen oder ja, das ist ja auch ein Schicksal, wobei wir uns natürlich auf die Opfer konzentrieren in der Arbeit, aber letztendlich denke ich, durch eine gute Prävention könnte man auch sehr viel Geld sparen, um das mal hart zu sagen. Genau, ja. Vielleicht, wir haben nicht mehr so viel Zeit, du musst ja gleich weg. Ganz kurz noch, wieso bist du persönlich auf dieses Forumtheater gekommen, diese Art Theater zu machen? Ich war eine Frau, die auch Schauspielerin ist und die aus meiner Sicht die beste Forumtheater -Schauspielerin in der Schweiz ist. Die Marie -Louise Hauser hat 1996 mit Ruth Wittmer das erste Theaterstück gemacht im Forumtheater -weise. Und ich bin 1998 beim nächsten Stück dazugekommen. Und das war ein Stück, da ging es um Sozialisation in Jungs -Peer -Groups. Und da ging es um Gewalt unter Jugendlichen. Und damals hatten wir mit einem Gewaltexperten, Männer gegen Männergewalt, Burkhard Ölemann gearbeitet. Und der hat mir eigentlich zum ersten Mal, das war 1998, hat uns geschult. Im Mindset von Tätern, also dass ich, ich habe mich da seither spezialisiert und immer weiter gebildet, Täter zu spielen. Wie denkt ein Täter, dass er zum Beispiel seine Opfer dafür verantwortlich macht, was er verbrochen hat, also dieses, ich bin nicht schuld, du bist schuld, musst du mich so blamieren hier, ich haue dir eine runter, dann ist wieder alles gut. Also das, dieses Denken, das hat mich einfach immer fasziniert, weil ich glaube, wenn wir, so ein bisschen, oder nicht ein bisschen, das ist auch der Grund warum ich Schauspieler bin, ich glaube, wenn wir die menschlichen Abgründe zeigen und thematisieren und spürbar machen auf der Bühne in einem Raum, in einem Live -Moment. und verstehen, was passiert. Ich glaube, dass wir die Welt damit ein bisschen friedfertiger machen. Weil wir dann Zusammenhänge verstehen und darauf reagieren können. Im Theater ist es so, alle sitzen in einem Raum und alle merken, ja, das ist unser gemeinschaftliches Problem, das können wir nur in der Gemeinschaft lösen. Und du arbeitest ja mit mit dem Theater Kuckuck, das für die Deza weltweit jetzt unterwegs ist, um dieses Thema eben auch mit lokalen Schauspielenden unter die Leute zu bringen. Das ist ja auch ein fantastischer Auftrag. Weil wir eben von der Sichtweise, wie wir an das angegangen sind, oft dann heißt es auch, das sind wieder die Weissen, die vom Norden, die dem globalen Süden irgendwas aufzwingen will, während dem, wie ich jetzt euch gestern oder am Montag erlebt habe, ist es einfach die Art und Weise, wie die Leute auch mitmachen können, mitdenken können. Fantastisch. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und viel Glück bei dem, was ihr macht. Danke, Elisabeth. Und endlich kreuzen sich unsere Wege mal noch. Das wünsche ich mir sehr, ja. Und ich werde dich auf dem Laufenden halten. Dann vielleicht deine Podcast -Hörerinnen und Hörer auch damit, wenn wir mal wieder mit dem Gwaltsüberraschig irgendwo spielen, sodass wir das auch dann... bekannt machen kann. Danke vielmals für das Gespräch, Martin Hahnemann. Vielen Dank. Abschliessen möchte ich diese Episode mit einer Frage an meine Zuhörerinnen und Zuhörer. Haben Sie die Plakate in Ihrer Stadt oder in Ihrer Umgebung zu diesem Thema gesehen? Viele davon stehen in den Bahnhöfen, ich habe sie in Zürich im Winterthur gesehen. Die Kampagne läuft weltweit. Und so getraue ich mich, sie zufragen, was würden Sie machen, wenn Sie Gewalt an Frauen erleben oder auch nur einen Verdacht haben? Diese Überlegungen von uns allen ist ein Schritt zur Prävention und eine Spur der Hoffnung für Millionen von Frauen. Das war Traces of Light. Ein Podcast von Elsbeth Horbaty, die auf der Suche nach Menschen und Gemeinschaften ist, welche in diesen schwierigen Zeiten Mut machen.